Deppner: Eintretendes Rot

Zentral im Schaffen von Ute Seifert steht die Farbe.

 

Farbe nicht als Colorit, sondern Farbe an sich, als Energie und eigenständiges Wesen. Inhaltlich ordnet sich die Arbeit konzeptionell und führt über das Farb-Erleben in der Bildfläche in das Farberleben im Raum. Stets ist es ein energetischer Impuls, der auf unterschiedliche Art die Empfindungen stimuliert. Es wird eine Spannung zwischen den Kunstauffassungen aufgebaut. Vom meditativ anmutenden Bild, das uns in seiner schweigenden Monochromie Andacht abverlangt bis zur trivialen Verpackungsfolie als ready-made-Material reicht das Spektrum. Wesentliche Merkmale hierbei sind die Gegensatzpaare Fläche Raum, kleinteilig großräumig, transparent dicht, licht materiell, natürlich künstlich, Andacht Alltag, Erleben Begriff. Die Wahl der klaren Gliederungen und Zuordnungen basiert auf der Einsicht, daß ein minimales Programm ein maximales Wahrnehmungsangebot hervorrufen kann. Die Reduktion auf Phänomene elemtarer Art erweist sich in der bewegten Anwendung als ein vielfach sich überschneidendes Strukturphänomen. Es ist die Erkenntnis, daß Werke der minimalen, der reduzierten Art keinen inneren Referenzpunkt enthalten, „Bedeutung“ somit nach außen verlagert ist und die Farbe selbst referenzlos zum Einsatz kommt. Die Farbklänge, die uns in Form eintretender, Präsenz erzeugender Rot und L-ich-t-haften GelbTönen entgegenkommen, hüllen uns ebenso ein wie sie es verstehen, energetische Impulse auf uns auszuströmen. Gepaart mit den fließenden, dem Fluß der Zeit unterworfenen Klangteppichen Aida KäserBecks, betonen die Farbakkorde der Bilder die festgehaltene Zeit. Auf die Kunst bezogen signalisieren sie einen Augenblick der unterbrochenen Monochromie. Darüber hinaus betonen sie einen Augenblick der Existenz.

Martin Roman Deppner